Wenn der Abend im Club zur Inszenierung wird
©Bild: Tim Vaterlaus
Tales of the Club
Basel-Stadt

Wenn der Abend im Club zur Inszenierung wird

09.04.2024 12:03
Michael Kempf

Michael Kempf

Eine Schnittstelle von Performance, Theater und Rave. Die Inszenierung «Tales of the Club» widmet sich dem Nachtleben im Club auf eine ganz eigene Art und Weise.

Wummernde Bässe ertönen hinter der Eingangstür zum Rossstall 1 der Kaserne Basel. Gespannt wartet das Publikum davor. Es ist weniger das Warten auf eine bevorstehende Inszenierung, sondern eher das Gefühl, vor einem angesagten Club zu stehen, in den man unbedingt hinein möchte. Genau das ist die Absicht der Inszenierung «Tales of the Club», die am vergangenen Freitag in der Kaserne Basel Premiere feierte.

Betritt man den Rossstall, deutet nichts auf eine Theaterbühne hin. Links und rechts zwei Leinwände, an den Seiten Podeste und in der Mitte der DJ mit seinem Pult. Nur widerwillig nimmt man Platz. Am liebsten würde man gleich zum Sound des DJs abgehen.

Nach einigen Minuten stellt sich der DJ (verkörpert von Mirco Joao-Pedro) mit seinem Pult an die Seite des Raumes. Vier Gestalten, die sich zuvor unter das Publikum gemischt haben, setzen sich in Bewegung. Via Live-Kamera erscheint plötzlich das Gesicht einer der vier Performer:innen auf den Leinwänden, während sich die anderen weiter durch den Raum bewegen.

Abwechselnd betreten die vier von Zeit zu Zeit einen Glaskasten, der zuvor in die Mitte gerollt wurde. Eine Art Safespace, in dem sie jeweils eine kurze Geschichte aus dem Nachtleben erzählen, von erhaltenen Körben über Kotzanfälle bis hin zu Verfolgungen durch dunkle Gestalten ist alles dabei. Die erzählten Geschichten stammen alle aus Interviews, die die Verantwortlichen im Vorfeld mit Leuten in Clubs geführt haben, wie uns die Dramaturgin Ann Mayer vor der Vorstellung verrät.

Von Ekstase und Exzessen

Später steigert sich die Performance zu verschiedenen Tanzeinlagen. Zuerst eher verhalten, dann gemeinsam bis hin zur wilden Ekstase im Stroboskoplicht. Als Zuschauer hält man es kaum noch aus, still zu sitzen, man möchte sich von der Stimmung anstecken lassen und mittanzen.

Das ist auch die Intention des «Collective Echo», das hinter der Performance «Tales of the Club» steht. Die Grenzen zwischen Publikum und Performer:innen sollen immer mehr verschmelzen. Obwohl die Zuschauer:innen bis zum Schluss sitzen bleiben und sich niemand zum Tanzen verleiten lässt, ist die Verbundenheit mit den Spielenden deutlich spürbar.

Erstlingswerk des «Collective Echo»

Es ist die erste abendfüllende Arbeit des 2024 gegründeten «Collective Echo». Dahinter stehen die beiden Künstler Lukas Stäuble und Robin Nidecker. Beide waren auch an der erfolgreichen Produktion «Dämonen» des Theater Basel beteiligt.

Wer bei «Tales of the Club» eine Geschichte mit rotem Faden erwartet, wird enttäuscht. Vielmehr geht es um ein Erlebnis. Eine gemeinsam erlebte Nacht in einem Club. Den vier Performer:innen Lou Haltinner, Elif Karci, Anselm Müllerschön und Harumi Mumenthaler gelingt es, eine unglaubliche Atmosphäre zu erzeugen, die einen in ihren Bann zieht. Am Ende hat man wirklich das Gefühl, Teil einer utopischen Nacht gewesen zu sein.

Die beiden ausverkauften Vorstellungen am vergangenen Freitag und Samstag sprechen für sich. Wer sich selbst von der knapp zweistündigen Performance überzeugen möchte, hat noch diese Woche Gelegenheit dazu. «Tales of the Club» ist noch am 11., 12. und 13. April in der Kaserne Basel zu sehen.

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