Weshalb vor 104 Jahren Tausende Basler auf dem Marktplatz demonstrierten
©Bilder: Keystone
Generalstreikprozess
Basel-Stadt

Weshalb vor 104 Jahren Tausende Basler auf dem Marktplatz demonstrierten

11.04.2023 05:20 - update 11.04.2023 06:06
Maximilian Karl Fankhauser

Maximilian Karl Fankhauser

Am 11. April 1919 fand auf dem Marktplatz ein grosser Protest gegen das gefällte Urteil im Generalstreikprozess statt. Den Protesten verdanken wir auch ein wenig unser Sozialsystem, wie wir es heute kennen.

Der Landesstreik, der schweizerische Generalstreik, sorgte für Furore im Land. Im Hinblick auf das Ende des 1. Weltkrieges entstanden, spitzte sich die Lage zu und es wurden, wenig revolutionär eigentlich, altbekannte sozialpolitische Forderungen gestellt. Unter anderem wurde sich fürs Frauenstimmrecht ausgesprochen, die 48-Stunden-Woche eingefordert und die Einführung einer Alters- und Invalidenversicherung proklamiert.

Diese Forderungen wurden während vier Tagen vom 12. bis 14. November 1918 in form eines mehrtägigen Streikes kund getan. Rund 95’000 Mann wurden während dieser Tage in der gesamten Schweiz als Ordnungshüter aufgeboten. Es kam zu Verhaftungen und Toten.

Tausende protestierten – mit Erfolg

So standen im April 1919 21 Gewerkschaftler und Sozialdemokraten vor dem Militärgericht. Verurteil wegen «Meuterei» wurden allerdings nur deren vier. Die Empörung sei gross gewesen, dies beweisen der Chronikeintrag im Basler Stadtbuch vom 11. April 1919 und die folgenden Proteste. «Die Sozialdemokratische Partei veranstaltet auf dem Marktplatz eine Protest-Versammlung gegen das am Tage zuvor vom Territorialgericht 3 in Bern gefällte Urteil im Generalstreikprozess», liess die Basler SP am 19. April die Bevölkerung wissen. Gekommen seien mehrere Tausend.

Doch die Empörung erzielte auch ihre Wirkung: 1920 wurde die geregelte Arbeitszeit eingeführt, 1925 wurde mit der Verfassungsgrundlage für die AHV der Grundstein für die Alters- und Hinterbliebenenversicherung geschaffen.

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