Wie Albian Ajeti und der FCB gemeinsam zurück zu Titeln fanden
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Wie Albian Ajeti und der FCB gemeinsam zurück zu Titeln fanden

07.09.2025 17:59 - update 07.09.2025 16:41

Rotblau

Nach Stationen in England, Schottland, Österreich und der Türkei erlebte Albian Ajeti letzte Saison mit dem FCB die Krönung einer langen Reise. Jetzt will er mit dem Klub die Rückkehr an die Spitze festigen. Rotblau hat den Stürmer zum Interview getroffen.

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Rotblau: Albian Ajeti, haben Sie in einem Pflichtspiel schon einmal so ein Tor wie den Scorpion-Kick gegen Lugano erzielt?

Albian Ajeti: Nein, so etwas ist mir bisher noch nie gelungen.

Es war Ihr erstes Saisontor, nachdem Sie in den Partien zuvor mehrmals knapp gescheitert sind. In den Medien heisst es dann oft, dass in so einem Moment der Knoten platzt. Stimmt das oder wird dem manchmal etwas viel Bedeutung beigemessen?

Doch, für einen Stürmer ist es natürlich wichtiger, früh in der Saison das erste Tor zu schiessen als für einen Flügel oder einen offensiven Mittelfeldspieler. Das nimmt den Druck etwas weg. Die ersten zwei, drei Spiele hat es jetzt nicht geklappt, aber dafür war das Tor gegen Lugano umso schöner, auch wenn es am Schluss leider nichts gebracht hat.

Wie Albian Ajeti und der FCB gemeinsam zurück zu Titeln fanden
Albian Ajeti nach seinem Tor im Auswärtsspiel in Lugano vom 10. August. Bild: Keystone

Können Sie etwas über Ihre ersten Schritte im Fussball erzählen?

Ich habe mit sieben oder acht Jahren bei Concordia Basel angefangen – ohne damals überhaupt zu wissen, was der FC Basel oder Concordia genau sind. Ich bin einfach zum nächstgelegenen Verein gegangen, um Fussball zu spielen. Relativ schnell haben wir dann ein paar Mal gegen den FCB gespielt, und in einem dieser Spiele habe ich mehrere Tore erzielt. Kurz darauf bin ich dann in die U8 oder U9 des FCB gewechselt und habe so meine FCB-Karriere begonnen.

Es gibt eine Anekdote, dass Sie und Ihr Bruder als Junioren vom FC Barcelona zu einem Probetraining eingeladen worden seid.

Es war kein Probetraining. Es war ein Angebot und sie wollten uns unbedingt. Wir sollten uns das vor Ort anschauen und mittrainieren, um einen Eindruck zu bekommen. Gemeinsam mit meinen Eltern haben wir damals entschieden – wir waren erst 14 Jahre alt –, dass es zwar eine grosse Ehre ist, für uns in diesem Moment aber nicht infrage kommt. Es war schnell klar, dass der FCB für uns der richtige Weg ist.

Dann waren Sie also schon früh ein Ausnahmetalent?

In diesem Fall wohl schon. Wenn ein Verein wie Barcelona in diesem Alter auf einen aufmerksam wird, hat man sicher einiges richtig gemacht. Aber ich habe damals nicht viel davon mitbekommen, was rundherum gelaufen ist. Ich wusste, dass es ein Thema war – mehr nicht.

Mit 18 Jahren sind Sie zum FC Augsburg. Ist es Ihnen nicht schwergefallen, in diesem Alter Ihr gewohntes Umfeld zu verlassen?

Ja, es war nicht einfach. Es war meine erste Auslandserfahrung. Im Winter ging ich nach Augsburg, im Sommer kehrte ich dann per Leihe zum FC St. Gallen in die Schweiz zurück. Aber es waren wertvolle Erfahrungen: das erste Mal weg von zu Hause, viele neue Leute kennengelernt und eine etwas andere Kultur erlebt. Dort habe ich auch Marwin Hitz kennengelernt.

War Marwin Hitz in dieser Zeit eine Art Mentor für Sie?

Nein, nicht wirklich. Unsere Rollen im Team waren ganz unterschiedlich – er war schon lange im Geschäft, ich noch sehr jung. Trotzdem haben wir uns gut verstanden, auch weil wir beide Schweizer waren. Er hat mich sehr gut aufgenommen und das habe ich sehr geschätzt.

Fünf Fragen an Albian Ajeti kurz und knapp

  • Ihr Lieblingsmoment in der bisherigen Karriere?
    Mein erstes Tor im Joggeli und die beiden Titel mit dem FCB im letzten Jahr.
  • Mit welchem Spieler aus der Vergangenheit würden Sie gerne zusammenspielen?
    Da gäbe es einige, aber Tauli hätte ich schon gerne nochmals in der Kabine.
  • Was essen Sie an Spieltagen zum Frühstück?
    Rührei oder Spiegeleier, dazu Früchte und manchmal einen Porridge.
  • Wer ist der grösste Vorzeigeprofi im Team?
    Eigentlich sind alle sehr professionell, gerade die Älteren. Wenn ich einen nennen müsste: Marwin. Für sein Alter macht er noch unglaublich viel.
  • Messi oder Ronaldo?
    Messi.
  • Haben Dominik Schmid und Sie eine Bromance?
    Ein bisschen. Wir verstehen uns auf und neben dem Platz sehr gut und sind enge Freunde.

Sie sind unter Manuel Pellegrini zu West Ham gewechselt. Welche Rolle hat Pellegrini bei Ihrem Transfer gespielt?

Ich hatte direkt mit ihm und dem Sportdirektor telefoniert. Nach den zwei Spielen in der Champions-League-Qualifikation gegen PSV Eindhoven haben sie nochmals klar gemacht, dass sie mich unbedingt wollen – so ist der Wechsel zustande gekommen. Am Anfang war es für mich sehr intensiv und nach ein paar Wochen durfte ich dann meine ersten Spiele unter ihm machen. Nach einer eigentlich guten Startphase sind wir dann allerdings in eine sehr, sehr schlechte Phase geraten. Schliesslich wurde Pellegrini entlassen und David Moyes übernahm das Team.

Wie war es unter David Moyes? Er wirkt von aussen als jemand, der auch ein wenig einschüchternd sein kann.

Nein, das habe ich nicht so empfunden. Nach seiner Ankunft haben wir noch etwa einen Monat weitergespielt, dann kam Covid. Plötzlich hatten wir drei Monate lang gar nichts. Das war eine ganz komische Phase. Als wir im Frühling wieder angefangen haben, war sowieso alles durcheinander. Grundsätzlich lief es auch unter ihm passabel. Aber für mich war nach einem halben Jahr klar, dass ich mehr Spielzeit brauche. So ist dann der Wechsel zu Celtic zustandegekommen.

Zwischen Celtic und den Rangers gibt es ja das Old Firm. Haben Sie auch einmal in diesem Derby gespielt?

Ja, habe ich. Leider zunächst während Covid ohne Fans. Im zweiten Jahr durfte ich es dann aber mit Zuschauern erleben – und das ist brutal, einfach unglaublich.

Virgil van Dijk hat in einem Podcast erzählt, dass sie, als er bei Celtic spielte, gar von der Polizei gebrieft wurden. Können Sie das bestätigen?

Ja, das stimmt. Zu meiner Zeit war es so – und ich glaube nicht, dass sich das geändert hat –, dass das Derby immer sonntags um 12 Uhr angepfiffen wurde, damit die Pubs geschlossen sind und mögliche Konflikte besser vermieden werden können. Für Polizei und Sicherheitspersonal ist das deutlich einfacher – und das ist auch absolut richtig so.

Wie ist das im Vergleich zu einem Spiel zwischen dem FCB und dem FCZ?

Für mich ist das anders. Das Duell mit Zürich bedeutet mir viel mehr, weil ich ein Basler Junge bin. Aber beide Spiele – Basel gegen Zürich und Celtic gegen Rangers – sind absolut speziell. Vom Namen her ist das Old Firm sicher grösser, aber für mein Ego zählt Basel gegen Zürich mehr.

Wie Albian Ajeti und der FCB gemeinsam zurück zu Titeln fanden
Das «Basler Trio» beim FCB: Xherdan Shaqiri, Albian Ajeti und Dominik Schmid. Bild: Rotblau

Wie ging es nach Ihrer Zeit in Schottland weiter?

Nachdem ich zwei Jahre bei Celtic war, habe ich noch eine Saison bei Sturm Graz gespielt. Dort war ich allerdings fast nur verletzt. Insgesamt habe ich vielleicht zehn Spiele gemacht. Und danach bin ich dann in die Türkei gegangen.

Dort lief es aber auch nicht wie gewünscht, oder?

Nein, leider nicht … Obwohl ich dort eigentlich gut angefangen habe.. Im ersten Spiel habe ich gleich ein Tor erzielt, im zweiten bin ich ebenfalls reingekommen. Im dritten Spiel habe ich mich dann für mehrere Wochen verletzt. Während dieser Zeit habe ich gemerkt, dass es für mich in der Türkei nicht wirklich passt. Dann entstand der Kontakt mit Basel und für mich stand schnell fest, dass ich zurückkehre.

War der Wechsel zurück zum FCB schwieriger als andere, weil Sie wussten, welche Erwartungen auf Ihnen lasten?

Das war mir bewusst. Aber ich übernehme gerne Verantwortung – vor allem hier in Basel. Ich fühle mich hier einfach wohl, habe mein Umfeld und meine Familie in der Nähe. Nach den schwierigen Jahren war mir klar, dass mehr drin ist. Das war meine grösste Motivation: zurückzukommen und der Mannschaft zu helfen.

Sie haben also nicht lange überlegen müssen?

Nein, die Entscheidung war klar und ist schnell gefallen.

Wie war es in der letzten Saison, das Double zu holen – nachdem der FCB sechs Jahre auf einen Titel und sogar acht Jahre auf die Meisterschaft gewartet hat?

Das waren unbeschreibliche Momente, von denen man als Spieler träumt. Jeden Tag spürt man, wie man diesem Ziel näher kommt – ein unglaubliches Gefühl. Die Stimmung in der Mannschaft war das ganze Jahr über sehr gut, und wir wussten, dass etwas möglich ist. Gegen Ende der Saison, ab Februar oder März, hat man richtig gemerkt: «Jungs, dieses Jahr könnte alles drin liegen.» Als wir dann Ende Mai auf dem Balkon standen, war das unbeschreiblich. Persönlich habe ich erst in den Ferien realisiert, was wir nach so langer Zeit erreicht hatten.

Video: Emotionen bei der Pokalübergabe im letzten Spiel der Saison 2024/2025.

War es für euch überraschend, dass ihr so gut gespielt habt?

Nein, überraschend würde ich nicht sagen. Ich wusste, dass wir eine gute Mannschaft mit viel Qualität haben – das hat man im Training gesehen. Wir haben hart gearbeitet, um das Maximum herauszuholen. Schon ganz am Anfang der Saison hatte ich das Gefühl, dass wir in diesem Jahr etwas gewinnen können. Ich wusste noch nicht genau was, aber ich war überzeugt, dass ein Titel möglich ist – auch wenn es «nur» der Cup wäre.

Als wir im Winter auf Platz zwei standen und enttäuscht waren, dass wir nicht gegen GC gewonnen und die Tabellenführung übernommen hatten, war mir klar: Wir haben den Ehrgeiz und die Qualität dafür. Von da an habe ich jede Minute genossen und früh gespürt, dass es in diesem Jahr klappen würde.

Über Ihre bisherige Karriere beim FC Basel – in drei verschiedenen Phasen – haben Sie drei verschiedene Präsidentschaften erlebt: Bernhard Heusler, Bernhard Burgener und nun David Degen. Spürt man als Spieler Unterschiede?

Nein, ich persönlich nicht. Alle wollten das Beste für den Verein. Ich habe schon ein paar Titel mit dem FCB feiern können, aber die letzten beiden waren für mich die speziellsten. Warum genau, weiss ich nicht – vielleicht, weil es so lange her war, dass wir überhaupt einen Titel geholt haben.

Was haben Sie noch für Ziele mit dem FCB?

Sicher ist: Wir wollen wieder ganz oben sein. Wir wollen aus dem FCB wieder das machen, was er damals war. Letzte Saison war schon stark, aber jetzt wollen wir noch einmal eine Schippe drauflegen und der Schweiz zeigen, dass wir wieder zurück sind.

Auf Ihrem Instagram-Account ist zu sehen, dass Sie neu bei Skechers unter Vertrag stehen. Skechers ist ja noch nicht lange im Fussball-Business. Waren Sie nicht skeptisch, bevor Sie die Schuhe das erste Mal anprobiert haben?

Das ist die erste Reaktion vieler. Ich habe die Schuhe letztes Jahr im Januar zum ersten Mal probiert. Ein langjähriger Partner aus dem Sportmarketing, mit dem ich schon bei Nike zusammengearbeitet habe, ist zu Skechers gewechselt und hat mir gesagt, ich solle sie mal testen. Mein Nike-Vertrag war ausgelaufen und ich habe sowieso verschiedene Modelle von anderen Marken ausprobiert – aber die haben mir alle Schmerzen bereitet. Bei Skechers war es vom Gefühl her wie bei meinen alten Nike-Schuhen, nur mit einem anderen Logo. Das hat mich überzeugt.

Wie Albian Ajeti und der FCB gemeinsam zurück zu Titeln fanden
Albian Ajeti mit der rotblauen Fahne und sechs Titeln mit dem FCB im Gepäck. Bild: Rotblau

Skechers stattet ja auch Harry Kane aus. Sind Sie ihm schon einmal im Rahmen einer Kampagne begegnet?

Nein. Ich war einmal eingeladen, um in London bei einem Shooting dabei zu sein, aber es hat zeitlich leider nicht gepasst. Dort wären viele englische Spieler gewesen.

Wenn Sie eines Tages Ihre Karriere beenden und auf diese Zeit zurückschauen, worauf glauben Sie, werden Sie am meisten stolz sein?

Ich bin noch nicht fertig, ich habe noch ein paar Jahre und grosse Ziele vor mir. Am Ende meiner Karriere möchte ich mir selbst sagen können, dass ich alles gegeben habe. Ich will keine Gedanken wie «warum habe ich das nicht gemacht?» oder «warum habe ich jenes verpasst?». Ich möchte wissen, dass ich das Beste herausgeholt habe. Vor allem will ich mit dem FC Basel erfolgreich sein – jetzt und in Zukunft. Alles Weitere wird sich zeigen.

Ist es nicht auch ein Grund, besonders stolz zu sein, dass Sie sich nach so vielen Verletzungen wieder zurückgekämpft haben?

Auf jeden Fall. Im Ausland – erst bei Celtic, dann in Österreich und zuletzt das halbe Jahr in der Türkei – habe ich fast nur verletzungsbedingt gefehlt. Drei Saisons habe ich so wahrscheinlich verpasst, oft wegen kleinerer Verletzungen. Aber das gehört zum Sport dazu. Umso glücklicher bin ich, dass es jetzt gut läuft und ich hoffentlich von Verletzungen, Reha und allem Drumherum verschont bleibe. In Basel, mit freiem Kopf, ist auch der Körper gesund.

Haben Sie sich schon überlegt, ob Sie nach Ihrem Karriereende im Fussball-Business bleiben möchten?

Ja, das würde ich mir wünschen. Ich habe noch nicht mit einem Trainerdiplom oder einer Ausbildung im Sportmanagement begonnen, aber wenn ich einmal 30 oder 31 bin, werde ich mich sicher damit befassen. Im Moment habe ich noch andere Gedanken im Kopf. Aber Sie machen mich schon sehr alt. Ich fühle mich noch nicht satt. (lacht) 

Das Interview fand am 12. August statt und wurde von Jonas Kaufmann und Urs Dünner geführt.

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Kommentare

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08.09.2025 04:28

Thomy

♥️💙

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07.09.2025 16:04

Sonnenliebe

Dr Albi isch eine vo uns für immer und ai Daag❤️💙

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