«Wir müssen etwas machen»: Zwei Gemeinden wollen nicht in die roten Zahlen
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Baselland

«Wir müssen etwas machen»: Zwei Gemeinden wollen nicht in die roten Zahlen

20.11.2025 06:02 - update 20.11.2025 08:07
Valerie Zeiser

Valerie Zeiser

Schlechte Finanzen sind Dauerthema bei vielen Baselbieter Gemeinden. Auch die Gemeinden Sissach und Lauwil sehen rote Zahlen auf sich zukommen. Das will man verhindern, sagen beide. Konkrete Pläne gibt es aber noch nicht.

Das Wichtigste in Kürze

  • Sowohl Sissach als auch Lauwil seien finanziell noch gut unterwegs, aber das dürfte sich in Zukunft ändern, sagen beide Gemeinden
  • Insbesondere in den Bereichen Alter, Bildung und Infrastruktur steigen die Kosten
  • Da müsse man auch beim Angebot für die Bevölkerung schauen, ob man das eingrenzen müsste, sagen beide Gemeinden

Viele Gemeinden im Baselbiet kämpfen mit kränkelnden Finanzen. Eine Gemeinde hat es in diesem Jahr wieder aus den roten Zahlen heraus geschafft: Nach Jahren intensiver Sanierungsbemühungen präsentierte Waldenburg für 2026 einen Ertragsüberschuss von über 450’000 Franken. Und auch die nächsten Jahre prognostiziert die Gemeinde schwarze Zahlen. Baseljetzt berichtete:

Ein Budget, dass den Lauwiler Gemeindepräsidenten Raymond Tanner aufhorchen lässt. «Ich habe das Gefühl, dass in Waldenburg sehr optimistisch geplant wurde», sagt er gegenüber Baseljetzt. Es sehe so aus, als würde die Gemeinde nur mit kurzfristigen Lösungen arbeiten. «Wenn ich ein Gebäude verkaufe, dann gibt das nur kurzfristig Geld.» Die Gemeinden bräuchten aber langfristige Lösungen.

Keine konkreten Lösungen

Auch in Sissach liess das Waldenburger Budget aufhorchen. «Waldenburg war an einem Punkt, an den wir nicht hinwollen. Die Gemeinde hat Hilfe vom Kanton bekommen», sagt der für Finanzen zuständige Gemeinderat Dieter Stebler. Aber auch Sissach spüre die finanziellen Herausforderungen. «Wir haben das Messer noch nicht am Hals, aber wir müssen etwas machen.» Ähnlich schildert das auch Raymond Tanner. «Wenn wir jetzt nicht handeln, dann sind wir über kurz oder lang in einer Situation, die nicht mehr lustig ist.»

Konkrete Lösungen scheint es bei beiden Gemeinden aber trotzdem noch nicht zu geben. Man müsse gezielt sparen und auf der Einnahmenseite das Preisschild vernünftig anschreiben, sagt der Dieter Stebler. Beschlossen sei aber noch nichts. Und auch Raymond Tanner sagt, es sei noch zu früh für konkrete Pläne.

Kostenwachstum beim Alter

Beide Gemeinden haben aber schon Problembereiche definiert. «Wir haben immer mehr Menschen über 80. Das ist erfreulich, aber die Leute, die in Alterseinrichtungen oder Pflegeheime gehen, die kosten die Gemeinde je nach Pflegestufe sehr viel.», sagt Dieter Stebler aus Sissach. Um dem entgegenzuwirken, plant die Gemeinde eine Anhebung des Steuerfusses von 57 auf 59 Prozent.

Ein Kostenwachstum sieht auch Lauwil im Alter, jedoch auch in der Bildung und in der Infrastruktur. Die Anhebung des Steuerfusses ist aber für die Gemeinde keine Lösung, sagt Raymond Tanner. «Wir sind eine Nehmergemeinde, wenn wir mit dem Steuerfuss hochgehen, dann geht unser Finanzausgleich runter, sodass es keinen Mehrgewinn gibt für die Gemeinde.» Auch Stebler ist sich bewusst, dass der Steuerfuss nicht alle Probleme löst. «Wenn wir das ganze Defizit aushebeln möchten, müssten wir den Steuerfuss um acht Prozent anheben, das kommt politisch nicht durch», sagt er. Sissach wolle deshalb nicht nur bei den Einnahmen schrauben, sondern auch bei den Ausgaben.

Änderung im Angebot

Auch wenn noch keine konkreten Lösungen auf dem Tisch liegen, wollen beide Gemeinden ähnliche Richtungen einschlagen. So müsse sich eventuell auch das Angebot für die Bevölkerung ändern. «In den letzten 10 Jahren hat es nur 10 Prozent mehr Schüler gegeben, aber 25 Prozent mehr Lehrpersonen», sagt Tanner. Da müsse man sich auch als Gesellschaft fragen, in welche Richtung man gehen wolle. Ähnliche Probleme sieht er auch im Bereich des Alters.

Die Anpassung des kantonalen Finanzausgleich sehen beide nur bedingt als Lösung für die Finanzprobleme einiger Baselbieter Gemeinden. «Der Kompromiss, der jetzt auf dem Tisch liegt, ist die beste Lösung. Es wird kein Vorschlag geben, bei der alle hocherfreut sein werden», sagt Tanner. Und auch auf die Sissacher Finanzen habe der Finanzausgleich keinen grossen Einfluss, sagt Stebler.

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