Zufallsfund: Basler Forscher liefert ersten Nachweis von Waranen in der Schweiz
©Bilder: Bastien Mennercart / Montage: Baseljetzt
Naturhistorisches Museum
Basel-Stadt

Zufallsfund: Basler Forscher liefert ersten Nachweis von Waranen in der Schweiz

03.07.2023 16:10 - update 04.07.2023 10:17
Jennifer Weber

Jennifer Weber

Warane lebten vor 17 Millionen Jahren auch in der Schweiz. Das hat ein Basler Forscher per Zufall herausgefunden. Er entdeckte zwei Zähne einer grossen Eidechse in der Sammlung des Naturhistorischen Museums.

In den letzten zwei Jahren hat sich Bastien Mennecart, Paläontologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Naturhistorischen Museum, die Kisten der Basler Fossiliensammlung mit allen Zähnen und Knochen von Wirbeltieren, die keine Säugetiere sind, angesehen. «Das heisst zehn- oder hunderttausende Fossilien», sagt Mennecart gegenüber Baseljetzt. Dabei sei er auch auf zwei Zähne aus dem Hüenerbach im Emmental im Kanton Bern gestossen.

Erster Nachweis

«Als ich im Januar 2022 die Hüenerbach-Zähne sah, war mir sofort klar, dass es sich um Zahnmorphologien handelte, die ich noch nie gesehen hatte und die ich nicht kannte», so der Paläontologe. Er habe zuerst gedacht, dass es Dinosaurier-Zähne seien. Aber das habe nicht zur Geologie der Region gepasst. Saurier-Spezialisten bestätigten dies.

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Diese Waranen-Zähne fand Bastien Mennecart in der Sammlung des Naturhistorischen Museums. Bild: Bastien Mennecart

Im September 2022 kontaktierte Mennecart seine Kollegen Georgios Giorgalis und Krister Smith, die auf Reptilien spezialisiert sind, und beide sagten ihm, dass es sich um Zähne von Waranen handle, die vor 17 Millionen Jahren gelebt haben.

«Warane waren vor 17 Millionen Jahren in Europa selten, und dies sind die ersten Warane in der Schweiz», so Mennecart. Dem Basler Forscher und seinen Kollegen ist damit der erste Nachweis über Warane in der Schweiz gelungen.

Zufallsfund: Basler Forscher liefert ersten Nachweis von Waranen in der Schweiz
Ein Südostasiatischer Wasserwaran auf der thailändischen Insel Ko Similan. Bild: Bastien Mennecart

Vor knapp 30 Jahren gefunden

Vor 17 Millionen Jahren war es in der Schweiz fünf bis zehn Grad wärmer als heute, wie das Naturhistorische Museum am Montag in einer Mitteilung schreibt. Obwohl für diesen Zeitraum ein Fossilienbestand existiert, sei bislang kein Waran bekannt gewesen, der zu dieser Zeit auch in der Schweiz heimisch war. Die fossilen Zähne gehören zu den ältesten Nachweisen über die bekannte Riesenechse Varanus aus Europa. Die letzten in Europa bekannten Warane lebten noch bis vor weniger als 1 Million Jahre in Griechenland.

Gefunden wurden die Zähne bei Feldarbeiten zwischen April 1994 und Oktober 1995. «Dies zeigt, wie wichtig die Aufbewahrung von Fossilien in Museen ist», sagt Mennecart. Sie werden vielleicht nicht sofort untersucht oder ausgestellt, aber die Aufbewahrung in einer Institution gebe diesen Fossilien eine Chance, eines Tages untersucht zu werden.

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Mennecart arbeitet als Forscher mit kuratorischer Verantwortung im Naturhistorischen Museum. Bild: Ocean Lapauze

Die Schweiz sei ein «äusserst interessantes Land für Paläontologie, mit Sammlungen, die reich an Informationen sind», so der Forscher. «Nachdem ich die ältesten bekannten Giftschlangen im Kanton Freiburg beschrieben habe, finde ich es interessant, dass eine der ältesten modernen Warane ebenfalls aus der Schweiz stammt.»

Die paläontologische Sammlung des Museums sei «voll von Schätzen», so Mennecart. «Wir bereiten die Sammlungen intensiv für den Umzug ins neue Museum vor. Wer weiss, welche weiteren Überraschungen uns da noch erwarten.»

Grösste Landechsen

Komodowarane gehören zu den grössten heute noch lebenden Landechsen der Welt. Sie können bis zu drei Meter Körperlänge erreichen. Eine ihrer Vorfahren, die berühmte Megalania, wurde bis zu sieben Meter lang. Diese in Australien heimische Art starb vor rund 45‘000 Jahren aus.

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Grösste noch lebende Landechse: Der Komodowaran kann bis zu drei Meter lang werden. Bild: Keystone

Bis heute sind rund 85 verschiedene Arten von Waranen bekannt. Sie sind in Afrika, Asien und Australien zu finden. Die ältesten bekannten Waranarten stammen aus dem frühen Miozän, also aus der Zeit vor rund 18 Millionen Jahren. Sie lebten in Afro-Eurasien und Australien.

In Europa sind laut Mitteilung nur wenige Fundorte fossiler Warane bekannt. Bislang wurden in der Tschechei, Frankreich und Spanien fossile Reste von Waranen entdeckt.

Die Erkenntnisse rund um den Fund der zwei Zähne wurden am Sonntag in der renommierten wissenschaftlichen Zeitschrift Swiss Journal of Geoscience publiziert.

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