
Beeinträchtigte sind ab der steilen Rampen am Bahnhof Liestal empört
Laura Pauli
Der Umbau des Bahnhofs Liestal sorgt für Unmut: Die steilen Rampen sind für ältere und behinderte Reisende eine Hürde. Deshalb fordern Betroffene einen Lift. Die SBB sehen den Fehler nicht bei sich.
Bis Ende 2024 bauen die SBB den Bahnhof Liestal umfassend um. Die neu gestalteten Perrons sind bereits in Betrieb – doch sie stossen auf Kritik, wie die bz berichtet. Vor allem ältere und behinderte Menschen haben Mühe, die steilen Rampen ohne Hilfe zu bewältigen. Sie fordern den Einbau eines Lifts, für den es wohl zu spät ist. Für Betroffene wirft die Situation Fragen zur Barrierefreiheit des neuen Bahnhofs auf.
Christine Bühler, die Präsidentin des Behindertenforums Region Basel, ist oft mit dem Zug unterwegs und kennt die Herausforderungen. Beim Neubau des Bahnhofs Liestal wurde ihrer Meinung nach zu wenig auf die Barrierefreiheit geachtet. «Es gibt keine Lifte, die Wege sind sehr lang und die Rampen steil», erklärt sie.
Für Bühler stelle dieser Umstand dank des Elektrorollstuhls kein grosses Problem dar. Viele Menschen seien aber finanziell nicht in der Lage, sich einen Elektrorollstuhl anzuschaffen. Wer auf manuelle Rollstühle angewiesen ist, habe viel grössere Schwierigkeiten, sich am Bahnhof Liestal zu bewegen. «Ältere Menschen und solche, die auf Gehstöcke angewiesen sind, können keine Treppen bewältigen», so Bühler. Auch für Menschen mit Herzproblemen sei die Steigung anstrengend. «Auch sie sind auf einen Lift angewiesen.»
Barrierefreiheit auf dem Prüfstand
Rund 365 Millionen Franken investieren die SBB in den neuen Bahnhof Liestal. Umso enttäuschter ist die 59-Jährige, dass bei der Planung offenbar der Status von Liestal als Kantonshauptort mit Gesundheitszentrum und vielen Ämtern zu wenig berücksichtigt wurde. «Die Verletzlichsten wurden wieder einmal vergessen», kritisiert sie.
Die SBB weisen die Kritik an der Barrierefreiheit am Liestaler Bahnhof auf Anfrage zurück: «Reisende mit eingeschränkter Mobilität sollen die Dienstleistungen der SBB diskriminierungsfrei nutzen und sich möglichst autonom und barrierefrei fortbewegen können», schreiben die SBB auf Anfrage von Baseljetzt. Die selbstständige Nutzung des öffentlichen Raums und öffentlichen Verkehrs sei an bestimmte Voraussetzungen geknüpft, heisst es weiter. Gemäss den Vorgaben des Bundesamtes für Verkehr gelten Bahnhöfe mit bis zu 12 Prozent Steigung – und damit auch der Bahnhof Liestal – als autonom nutzbar.
Behindertenverbände fordern Anpassungen
Bühler sieht aber nicht nur die SBB in der Verantwortung. «Die Behindertenverbände sind sich schon lange einig, dass die heutigen Vorschriften nicht mehr ausreichen, um den Bedürfnissen der wirklich eingeschränkten Menschen gerecht zu werden», sagt sie.
Auch das Bundesamt für Verkehr (BAV) nimmt auf Anfrage von Baseljetzt zu den steilen Rampen Stellung: «Die Vorschriften verlangen eine maximale Steigung von 12 Prozent, damit die Rampen als selbstständig befahrbar gelten». Diese Regelung sei laut BAV notwendig, um Platz auf den Perrons zu schaffen und die Barrierefreiheit in der Schweiz einheitlich zu gestalten. «Zudem wurde Rampen gegenüber Liften der Vorzug gegeben, weil sie höhere Kapazitäten bieten und weniger störungsanfällig sind.»
Die 59-jährige Präsidentin des Basler Behindertenforums befürchtet, dass sich die Situation in Liestal kaum ändern lässt: «Es wird wohl sehr schwierig sein, politisch etwas zu bewegen. Man kann nur hoffen, dass wir in Zukunft eine stärkere Lobby haben.»
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Thanatos
Passt zu dem ganzen Trauerspiel betreffend Gleichstellung.
figtree5
Es wäre wohl nicht zu viel verlangt von Beginn weg einen Lift einzuplanen, aber gewisse Planer können nicht planen !!!