Frauenhaus beider Basel: Von wichtiger Pionierarbeit zur professionellen Institution
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Häusliche Gewalt
Basel-Stadt

Frauenhaus beider Basel: Von wichtiger Pionierarbeit zur professionellen Institution

01.06.2024 12:15 - update 03.06.2024 09:31
Kasimir Heeb

Kasimir Heeb

Am Samstag wird die Basler Stiftung 43 Jahre alt. Wir schauen zurück auf die Anfänge und Entwicklungen der Hilfsorganisation. Viele der Herausforderungen bestehen jedoch auch heute noch.

Im Frühjahr 1981 entstand auf Anregung von drei Frauen in Basel eine «Arbeitsgruppe für ein Frauenhaus». Daraus entwickelte sich mit viel Überzeugungsarbeit in der Politik das «Frauenhaus Basel». Die aktuelle Geschäftsleiterin der Stiftung, Bettina Bühler, erzählt gegenüber Baseljetzt von den schwierigen Umständen rund um die Gründung: «Bei den Behörden stiessen die Verantwortlichen meist auf Granit, wenn es um Beiträge zur Finanzierung ging.»

Daher konnte man auch erst später von einem ganzen Haus sprechen. Damals waren es noch einzelne Wohnungen, die als Notunterkünfte dienten. «Diese frühen «Frauenhäuser» kämpften lange mit äusserst schlechten Bedingungen und waren ständig von der Schliessung bedroht», ergänzt Bettina Bühler.

Den Widrigkeiten zum Trotz

Dank grossem Enthusiasmus, Solidarität und Diskussionsbereitschaft sei seit der Gründung eine Entwicklung des Frauenhauses in Basel möglich geworden, freut sich die heutige Stiftungsleiterin. Dazu habe auch die finanzielle Unterstützung der beiden Basler Kantone seit der Gründung beigetragen.

«Aber leider kämpfen wir auch heute nach wie vor mit vielen gleichen Herausforderungen», so Bühler. Auch heute seien Frauenhäuser noch nicht adäquat finanziert und auch das Thema häusliche Gewalt sei immer noch ein Tabubereich.

Schutz vor Häuslicher Gewalt

Das Frauenhaus beider Basel umfasst aktuell 10 Zimmer mit insgesamt 17 Betten. Diese beherbergen jährlich zwischen 100 und 150 Frauen und Kinder, die von Häuslicher Gewalt betroffen sind. Die Betroffenen werden im Frauenhaus stets von Fachpersonen betreut und beraten. Und um ihre Sicherheit zu gewährleisten, wird der Standort der Einrichtungen seit jeher geheim gehalten.

«Auch heute noch ein Tabuthema» 

Das Gefühl oder die Einstellung, dass Häusliche Gewalt etwas Privates und Schambehaftetes sei, hänge laut Bettina Bühler nach wie vor in den Köpfen der Gesellschaft. Es brauche weniger Stigmatisierung der betroffenen Frauen und einen umfassenden Betroffenenschutz, statt dem Täterschutz, der in der Schweiz gelebt werde. Sie stellt klar: «Nur dann ist der Kampf gegen Häusliche Gewalt erfolgreich.»

Das «Kratzen an der Enttabuisierung» habe bisher noch nicht ausgereicht und es liege noch viel Arbeit vor der Gesellschaft, meint Bettina Bühler. Der Kanton Basel-Stadt versucht dies mit der Sensibilisierungskampagne «Halt Gewalt!» voranzutreiben. Mehr dazu findest du hier:

Aktuell voll ausgelastet

Seit Anfang 2024 sei das Frauenhaus beider Basel durchschnittlich zu 100 Prozent belegt. «Das ist für eine Krisenintervention extrem hoch und fordert uns alle», erklärt die Geschäftsleiterin der Stiftung. Das zeigt: Trotz dem Ausbau im Vergleich zu den Anfangsjahren ist das Angebot knapp. Und: Es bestehen – wie bereits erwähnt – nach wie vor finanzielle Herausforderungen.

So appelliert Bettina Bühler auch an die beiden Basel, die bisher bereits gut die Hälfte des Frauenhauses finanzieren: «Dass Frauenhäuser auch heute noch nicht adäquat und umfassender finanziert werden, ist in meinen Augen nicht nachvollziehbar und schon gar nicht richtig.» Die Schaffung und Erhaltung von Schutzplätzen sei eine staatliche Aufgabe und sollte entsprechend finanziert sein.

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