
David Degen: «Ich kann rechnen und weiss von Einnahmen, die noch nicht bekannt sind»
Maximilian Karl Fankhauser
VR-Präsident David Degen und Sportchef Daniel Stucki ziehen vor dem letzten Ligaspiel ein erstes Mal Bilanz. Und sprechen über die Finanzen, den Kader, Fabio Celestini und Taulant Xhaka.
David Degen gibt sich gut gelaunt und gesprächig. Kein Wunder: Nach acht Jahren holt der FCB den Meistertitel wieder zurück ans Rheinknie, den Cupsieg hat er in Aussicht. Zeit also, ein erstes Mal Bilanz zu ziehen.
Degen gratuliert Sportchef Stucki und seinem Team zu ihrer Leistung. «Ohne sie würden wir jetzt nicht den 21. Titel feiern.» Der Austausch zwischen den beiden würde nach wie vor täglich stattfinden. «Natürlich profitieren wir von seinem Know-How», sagt Stucki. Ins Sportliche würde sich Degen aber nicht einmischen.
Dass die beiden harmonieren, das merkt man auch an diesem Donnerstag. Die Diskussionen würden hart geführt, Degen sei sehr impulsiv, sagt Stucki. «Doch auch ich habe eine starke Persönlichkeit.» Wie es vor seiner Ankunft war, könne er nicht beurteilen. Aber sie würden sich gegenseitig guttun.
Keine Nebensächlichkeiten vor dem Cupfinal
Für Degen ist klar, dass er sich nur mit erfolgreichen Menschen umgeben würde. Tugenden, die Daniel Stucki vorleben würde. «Die wichtigsten sind Fleiss und Disziplin.» So könne Degen ihm auch den Rücken zudrehen, im Wissen, dass es ganz normal weiterläuft.
Eine der wichtigsten Personalien, die natürlich besprochen wurde: Fabio Celestini. Wie die BaZ und die bz berichteten, bestehe grosses Interesse aus dem Madrider Vorort Getafe, einem Ex-Verein Celestinis. Stucki lobt den stetigen Austausch. Beim Palmares des Romands sei es natürlich klar, dass Begehrlichkeiten geweckt würden. Diese seien aber erst nach dem Cupfinal Thema. «Wir wollen uns momentan nicht mit Nebensächlichkeiten belasten.»
Auch Degen ist voll des Lobes über den Trainer. «Er arbeitet hart und akribisch. Ich kenne nicht viele Trainer, die in der Vorsaison einen Verein vor dem Abstieg retten und in der Darauffolgenden vielleicht das Double holen.»
Kaderplanung ist abgeschlossen
Der Trainer habe einen gültigen Vertrag, weswegen Stucki davon ausgeht, dass er Stand jetzt auch nächste Saison an der Seitenlinie stehen werde. Die Eventualplanung würde aber natürlich laufen. «Sonst wären wir nicht professionell», sagt Stucki. Die Kaderplanung sei bereits gemacht, darüber sprechen wolle man aber noch nicht.
Für Stucki ist aber klar: Der Kader muss grösser werden. Die momentan 23 Feldspieler würden für eine Champions-League-Qualifikation nicht ausreichen. Dennoch müsse die Balance gehalten werden. «Unzufriedene Spieler tun der Mannschaft auch nicht gut», findet Stucki. In Richtung etwaiger Rückkehrer würde momentan nicht sehr viel gehen. Auch mögliche Abgänge sind, Stand jetzt, weder bekannt noch Thema.
Für Degen ist klar: «Der FCB gehört in die Champions League, wir müssen oben mitspielen», sagt Degen. Allein in der Europa League würden grosse Brocken warten. Der Kader müsse konkurrenzfähig bleiben. Der ökonomische Unterschied zwischen CL- und EL-Quali spiele für Degen keine Rolle. Die CL-Millionen seien zwar schön für die Kasse, von solchen Erfolgen dürfe die finanzielle Sicherheit aber nicht abhängig sein. «Wir leben nicht von Hoffnung, sondern von Fakten. Deswegen machen wir ein sauberes Budget, in dem allfällige Ausschüttungen nicht abgebildet sind. Sonst steht man wieder vor einem Scherbenhaufen.»
Geschichten aus dem Nähkästchen
Die finanzielle Gesundheit sei das oberste Gebot. Jetzt müsse man erst recht auf die Kostenbremse treten, auch wenn dank Transferausständen astronomische Summen für einen Schweizer Verein in der Pipeline stehen würden. «Jetzt müssen wir erst recht demütig sein.»
Degen redet auch am Donnerstag einmal mehr aus dem Nähkästchen. «Fakt ist: Wir sind bereits in der Gewinnzone. Wir müssen Stand jetzt keinen Spieler verkaufen.» Mediensprecher Walter schaut Degen an, als er von der Gewinnzone spricht. «Wahrscheinlich habe ich bereits zu viel gesagt. Ich kann rechnen und weiss von Einnahmen, die noch nicht bekannt sind. Deswegen weiss ich auch, was bereits reingekommen ist.» «Aber hängt das bitte nicht an die grosse Glocke», fügt er lachend an. «Es ist ein Livestream», entgegnet Walter. «Ach ist doch egal», sagt Degen und winkt lachend ab.
Gespannt sind die anwesenden Medienschaffenden natürlich auch auf die anstehende Kooperation mit dem neuen Hauptsponsor Bitpanda. «Wir sind stolz, dass wir einen solch professionellen Hauptsponsor mit Sitz in Wien gefunden haben.» Man müsse wissen: Die Vereine hätten sich bei Bitpanda angeboten und nicht umgekehrt.
Die Personalie Xhaka
Ausserdem findet Degen, dass man von den Ideologien wegkommen sollte. «Ich hätte Novartis auch gerne die nächsten hundert Jahre auf der Brust. Ich habe diesen Entscheid nicht gefasst. Und keiner der lokalen Grosskonzerne hat angeklopft.»
Auch die Personalie Taulant Xhaka wird heiss diskutiert: Er habe Blut und Schweiss für den Verein vergossen und sehr viel Gutes für den FCB getan. Im Hinblick auf die Kopfstossaffäre und den Ausrutscher am vergangenen Sonntag habe er dem FCB allerdings auch nicht nur Gutes getan. Stucki rechnet es ihm jedoch hoch an, dass ihm sein Verhalten im Nachhinein immer wieder bewusst wird und er sich dafür entschuldigt.
Degen huldigt Xhakas Karriere, sagt aber auch zeitgleich: «Ich habe mich bei Ancillo Canepa entschuldigt, das sind nicht Werte, für die ich einstehe.» Auf die internen Sanktionen angesprochen, meint Degen scherzhaft: «Er darf mit euch in die Ferien.» Die Sanktionen würden intern bleiben. Die komplette Schuld würde man Taulant Xhaka aber nicht geben. «Wir haben unsere eigenen Schlüsse gezogen und die spontane Meisterfeier aufgearbeitet.»
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