
«Wieder geht eine Tradition kaputt» – Immer weniger Chaisen an der Basler Fasnacht
Alessia Roppel
Sie sind ein fester Bestandteil der Basler Fasnacht: Die Chaisen – prächtige Kutschen, gezogen von stolzen Pferden. Doch die Jahrhundert alte Tradition verschwindet immer mehr.
Während im letzten Jahr noch vier Chaisen am Cortège teilnahmen, sind es dieses Jahr nur noch zwei. Eine dieser letzten verbliebenen Chaisen ist die Breesmeli Chaise, von Suzanne Hollenstein. Für sie ist der Rückgang der Kutschen ein emotionaler Verlust: «Das tut mir sehr weh, weil Chaisen etwas ist, dass einfach zur Fasnacht gehört.» Sie hoffe darauf, dass es bald wieder mehr Chaisen sind, die durch die Basler Fasnacht gezogen werden.
Druck aus der Bevölkerung
Die Gründe für das Verschwinden der Chaisen sind vielfältig. Hollenstein führt dies vor allem auf das hohe Alter der Beteiligten zurück. «Das ist eine Altersfrage, weil die meisten in den Chaisen schon lange dabei sind. Und die, die auf der Chaise sitzen, haben alle schon ein gewisses Alter.»
Neben der Überalterung sieht Dolores Mohr, ehemals Teil der Bloggeister Chaise, den Druck aus der Bevölkerung als entscheidenden Faktor. Vor allem die Anfeindungen durch Tierschützer habe sie zum Aufhören bewegt. «Ich habe es nicht verstanden, dass man nicht wahrgenommen hat, dass man sich bemüht hat, dass es den Tieren gut geht.»
«Wieder geht eine Tradition kaputt»
Eine Rückkehr zur Fasnacht schliesst Mohr aus. Für sie steht das Ende der Chaisen-Tradition kurz bevor: «Es ist traurig. Es geht wieder eine Tradition kaputt.» Früher hätte man die noble Gesellschaft von Basel mit solchen Kutschen an den Fasnachtsball gefahren. Mit den Chaisen an der Fasnacht hätte man sich über die obere Gesellschaft lustig gemacht.
Trotz dieser düsteren Aussichten will Suzanne Hollenstein die Tradition weiterführen – so lange es ihre Gesundheit zulässt: «Bis auf gewisse Sachen, die unvorhergesehen plötzlich passieren können, habe ich schon noch im Sinn, ein bisschen weiterzumachen.» Auch wenn am Ende nur noch die Breesmeli Chaise übrig bleiben sollte: Hollenstein möchte das Erbe der Basler Fasnacht bewahren.
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Sonnenliebe
Es geht auch ohne Tierleid, siehe die Elektro-Chaise von Cecca, das ist trotzdem noch Tradition und viel besser und auch fortschrittlich.
Carlos
Das ist keine Tierleid.
Bettina
schon mal überlegt was das für ein Stress für die Pferde ist? Und nein so etwas kann man nicht trainieren. Und da die Zuschauer immer besoffener und blöder unterwegs sind ist es besser wenn man den Pferden so etwas nicht zumutet
Juberli
Doch, das kann man schon trainieren – muss man sogar, sonst wäre das Kutschenfahren gefährlich für alle Beteiligten. Tierärztliche Kontrolle finde ich hier besser als Verbieten. Ich liebe Tiere – verstehe aber ehrlich gesagt eine Gesellschaft nicht, die Chaisen der „armen Pferde“ wegen verbieten möchte und dann genüsslich die Bratwurst aus Qual- und Massentierhaltung mampft…
Bettina
Du kannst, als Beispiel, mit einem Pferd trainieren, dass es keine Angst vor einem roten Regenschirm hat. Wenn Du dann aber beim Ausreiten an einem Fussgänger vorbeikommst der einen gelben Regenschirm hat ist das ganze Training für den Eimer. Dein Pferd wird Angst haben und mit Pech ohne Dich im Stall ankommen.
die meisten Pferde werden für die Fasnacht chemisch ruhig gestellt. Was meinst Du was sonst passieren würde wenn so ein Kutschenpferd durchgeht?
Sonnenliebe
Ja, genau, das ist wirklich fragwürdig, dass die Pferde für unser Vernügen ruhig gestellt werden, deshalb ist es gut, wenn es keine Chaisen mehr gibt an der Fasnacht.
Sonnenliebe
Meine Meinung!
Sonnenliebe
Bin mit Bettina!